Donnerstag, 5. Juli 2018

Kickstarter Update - Juli '18

Kickstarter Update - Juli '18



















Schon lange sind die Gen Con in Indianapolis und die Internationalen Spieletage in Essen zu Großereignisse der analogen Spielekultur geworden, die bereits Monate zuvor in den (Familien-)Kalendern dieser Welt leuchtend-bunt markiert werden und unter Brettspielern bei den Urlaubswunschzeiten Jahr für Jahr erneut Spitzen-Positionen erreichen.

Warum ich das hier erzähle? Nun, vermutlich, weil uns eines dieser Massenevents wieder einmal unmittelbar ins Haus steht (Gen Con: 02. - 05.08.18).

Der beste Part an der Sache? – Bitte? Der unmittelbare Messebesuch? Unsinn! Natürlich die im Vorfeld veröffentlichten BGG-Listen und das Vergnügen mit einer guten Tasse Kaffee und dem Hochgenuss des Connaisseurs Previews zu studieren und zu entdecken, welche lange herbeigesehnten Neuheiten, überraschende Prototypen und schwarmfinanzierte Kleinode es in diesem Jahr auf die Messetische schaffen!

Wer weiß, vielleicht findet sich mit der passenden Unterstützung sogar schon im kommenden Jahr eines oder mehrere der folgenden Projekte auf einer dieser heiß erwarteten Listen wieder!

Willkommen zu euren Kickstarter-Highlights im Juli!


The Binding of Isaac: Four Souls (Edmund McMillen; Unterstützbar bis 27.07.)


Einstiegshürde: 25 US$

Spieleranzahl: 2 – 4

Kurz und knapp:

Eine Kartenspielversion des rogue-like Indie-Smash-Hits mit "tendenziell blasphemische[r] Botschaft" The Binding of Isaac? Tendenziell sicherlich keine schlechte Idee, schließlich wünscht sich inzwischen mehr als nur ein kleiner Bruchteil aller passionierten Horror-Brettspieler längst eine Abwechslung von den üblichen Cthulhu- und Zombie-Szenarien. Genauer bedacht, ist Edmund McMillens absurd verkommene Comic-Horror-Welt und ihr hübsch-hässliches Artwork vermutlich sogar geradezu prädestiniert dafür, als skurriles Grusel-Spiel verewigt zu werden. Leider darf man von McMillens selbst designtem Kartenspiel und ersten Kickstarter-Spiel aber letztlich keine allzu großen Innovationen erwarten, denn grundsätzlich ist TboI:FS eine Art schräger Munchkin-Klon. Wer Steve Jacksons "Immer-feste-druff"-Spiel mit Ärgerfaktor kennt, der wird sich auch hier sofort zu Hause fühlen: Monster, Loot, Mitspieler beim (in diesem Fall Würfel-)Kampf unterstützen oder behindern und als Endziel 4 Seelen anstelle von 10 Levelaufstiegen erringen. Fazit: Für Hardcore-Fans des Videospiels.

Knapp und knapper:

Zufall und hinterhältige Aktionen en masse? Thanks, pass!


Dungeon Degenerates: Hand of Doom (Goblinko; Unterstützbar bis 14.07)


Einstiegshürde: 70 US$ (Base Game)

Spieleranzahl: 1 – 4

Kurz und knapp:

Dungeon Degenerates, das Dark-Fantasy-Sandbox-RPG ohne Game-Master, dafür mit grellbunter "Weirdo Art" ist nicht nur ein alter Kickstarter-Bekannter, sonder auch, wenn man den begeisterten Backern der ersten Edition glauben darf, ein wahrhaft außergewöhnliches (und außergewöhnlich gutes) Spiel. Wer es schafft aus den modrigen Dungeons von Brüttelberg zu entkommen (d.h. ausnahmslos alle teilnehmenden Spieler), der wird mit einer Vielzahl an Missionen und Missionzielen in einer frei erkundbaren Welt, über 100 verschiedene Monstern, sowie einem simplen, aber taktischem Kampfsystem, das auf der planvollen Wahl zwischen Verteidigungs- (Guard) und Angriffshaltung (Assault) basiert, belohnt. Und vieles mehr, denn Sandbox bedeutet hier: Geht, wohin ihr woll, verkloppt, was ihr wollt, entwickelt eure Charaktere, wie ihr wollt. Ja, selbst die allzeit gültige, goldene P&P-Regel "Never split the Party" darf in DD getrost ignoriert werden! Willkommen in Würstreich!

Knapp und knapper:

Bunt, grell, Neon, Dungeon Degenerates.


The Island of El Dorado (Daniel Aronson; Unterstützbar bis 05.08.)


Einstiegshürde: 59 US$

Spieleranzahl: 2 – 4

Kurz und knapp:

Auch der Name The Island von El Dorado dürfte dem ein oder anderen bereits vertraut sein. Kaum an die ehemaligen Backer ausgeliefert, das steht auch schon der Reprint und die erste Erweiterung vor der Tür. Die expandiert das Exploration- und Race-Game unter anderem um neue "Abenteurer" und die neue Fraktion der "Diebe", mit der sich den Mitspielern das Leben ordentlich schwerer machen lässt. Verglichen wird die Komplexität des Spiels, dessen Artwork aus den "Open Access"-Archiven des Metropolitan Museum of Art stammt, häufig mit dem (gleichsam glückslastigen) Siedler von Catan: In jeder Runde entscheidet ihr euch zunächst dafür eure Abenteurer mit einem oder mit zwei Würfeln über den modularen Spielplan zu bewegen (und dabei mitunter neue Plättchen zu entdecken). Falls ihr euch für einen einzelnen Würfel entscheidet, bestimmt der übrige Würfel die Anzahl der Ressourcen, die eure Gehöfte und Dorfbewohner erwirtschaften könne. Ressourcen können in weitere (Militär-)Einheiten, Gebäude oder in Opfergaben, die es an Schreinen darzubringen gilt, investiert werden. Derjenige Spieler, der zuerst an allen 4 möglichen Schreinen Gaben dargebracht hat, wird zum Herrscher der Insel gekürt. Tolle Komponenten, simples Spielprinzip, eine gute Investition für Familien und, hm, Kunstliebhaber!

Knapp und knapper:

Besser als die übliche Postkarte aus dem Museumsshop...


Snowdonia Deluxe Master Set (NSKN Games; Unterstützbar bis 26.07.)


Einsiegshürde: 88 US$

Spieleranzahl: 1 – 5

Kurz und knapp:

Auch Snowdonia, das Worker-Placement-Spiel über die Errichtung einer Eisenbahnlinie zur Spitze des walisischen Snowdon Mountain (und mit den Erweiterungen u.a. auch zur Zugspitze oder quer durch Australien), sucht in diesem Monat in Form eines "Deluxe Master Sets" neue Unterstützer bzw. Abnehmer, vorzugsweise unter Komplettisten und interessierten Neueinsteigern. Prall gefüllt mit allen im Laufe der sechsjährigen Geschichte des Spiels erschienen Zusatz-Szenarios, Erweiterungen und Promo-Karten sowie einem größeren Spielbrett und 365 Holzkomponenten (Würfel, Figuren, Wasser-, Dynamit-, Narzissenmarker, u.v.m.), bleiben hier selbstredend keine Wünsche offen. Ihr wolltet schon immer mehr Spiel für euer Geld? Hier bekommt ihr es.

Knapp und knapper:

Big Box? Bombig!


Disastles (Baumi; Unterstützbar bis 31.07.)


Einstiegshürde: 20 €

Spieleranzahl: 2 – 5

Kurz und knapp:

Ein Indie-Kartenspiel aus Stuttgart? Produziert und designt von einem Youtube-Streamer? Ach, the heck, why not?! In Distastles übernehmt ihr die Rolle von Weltraum-Plünderern, die sich an den Überbleibseln untergegangener Zivilisationen bereichern. Glücklicherweise gibt es davon eine ganze Menge, nachdem die "Worlds of Old", ein Planeten-Cluster, von einer Reihe apokalyptischer Ereignisse nahezu vollständig verwüstet wurden. Ihr riecht fette Beute? Jep, aber nur, wenn euer "Weltraum-Schloss" die nicht enden wollenden Katastrophen selbst zu überstehen vermag! - Disastles ist schnell erklärt und schnell gespielt: Jede Runde wählen die Spieler eine Karte aus dem 5 Karten umfassenden "Shop" und erweitern mit dieser dann ihr Space-Castle, indem sie die an den Kartenrändern befindlichen Symbole möglichst passend an ihre bereits ausliegenden Karten anfügen. Sobald alle goldenen Symbole einer Karte ein passendes Gegenstück gefunden haben, gilt der Raum als "aktiv" und verleiht seinem Besitzer in Folge Spezialfähigkeiten oder Siegpunkte. Zumindest solange, bis er euch durch eine der Katastrophen, die zufällig in den Nachziehstapel gemischt werden und nur durch eine bestimmte Anzahl passend geknüpfter Verbindungen abgewehrt werden kann, wieder genommen wird. Tja, c'est la vie!

Knapp und knapper:

Im Weltraum hört dich niemand explodieren!


Startropolis (Petersengames; Unterstützbar bis 24.07.)


Einstiegshürde: 49 US$

Spieleranzahl: 2 – 4

Kurz und knapp:

Der frühere Videospieldesigner Sandy Petersen dürfte den Meisten wohl bestens durch sein Mega-Projekt Cthulhu Wars bekannt sein. Dabei gehen inzwischen auch das vor einigen Jahren finanzierte Orcs Must Die!-Brettspiel und das bislang noch unveröffentlichte Planet Apocalypse auf seine Kappe! Was diese Spiele vereint? Vor allen Dingen das Enthalten einer stets beachtliche Menge Plastiks; ein Umstand, der sich auch bei Startropolis nicht ändern wird. Anstelle von Miniaturen wird diesmal jedoch mit verschieden geformten Teilen einer Raumstation hantiert, die von den Spielern abwechselnd an ein gemeinsames Kern-Modul angebracht werden und, abhängig von ihrer Positionierung, schließlich Einkommen erwirtschaften: Ein einfaches Wohnmodul bringt euch z.B. umso mehr ein, je mehr verschiedene andere Module an seine Seiten angesteckt wurden; ein Luxuswohnmodul hingegen sollte mit möglichst wenigen anderen Teilen verbunden sein, um einen anhaltend hohen Wert zu garantieren. Mit ca. 15 (stark bebilderten) Seiten Regelwerk ist Stratropolis sicherlich kein Schwergewicht, dennoch dürfte die wachsende Weltraumstation und die dadurch ebenfalls wachsende Anzahl an notwendigen Berechnungen und taktischen Kniffen das Spiel auch für anspruchsvollere Strategen interessant machen.

Knapp und knapper:

Startopia, bist du's?


The Hunters AD 2114 (Mateusz Albricht / Officina Monstrorum; Unterstützbar bis 19.07.)


Einstiegshürde: 100 US$

Spieleranzahl: 1 – 4

Kurz und knapp:

The Hunters AD 2114 ist das neuste, vollkooperative Spiel des polnischen Teams, das uns 2016 auch schon das Burgbelagerungsabenteuer The Exiled: Siege gebracht hat. Für THAD hat Officina Monstrorum das Mittelalter einstweilen hinter sich gelassen und durch ein gleichsam schickes, postapokalyptisches Sci-Fi-Szenario (gespickt mit angriffslustigen Maschinenwesen) ersetzt. Gespielt werden im "Open World" betitelten Miniaturenspiel, wie vielfach üblich, zwar jeweils einzelne Szenarien oder Missionen, die hier erhaltenen Ressourcen können jedoch auch genutzt werden, um die gemeinsame Basis missionsübergreifend mit neuen Räumen auszustatten oder gleich bessere Ausrüstung herzustellen. Dadurch erhält das Spiel – in Kombination mit dem bekannten charakterbasierten Erfahrungspunktegewinn – eine Fortschrittssystem, das sich bestens eignet sollte, um das Gefühl einer zusammenhängenden, selbst entwickelten Geschichte zu vermitteln. Wer zu guter Letzt nicht gerade in einen intensiven Mensch-Maschine-Kampf verwickelt ist (der sowohl Würfel als auch den Einsatz des persönlichen Spielerdecks mit zweigeteilten Karten erfordert), der darf darüber hinaus zusätzliche auch noch neue Städte und Ort für seine Gruppe entdecken, die insbesondere neue Handelsmöglichkeiten eröffnen. Im Großen und Ganzen dürfte The Hunters AD 2114 ein RPG-/Brettspielhybrid werden, der vor allem für Entdecker einiges zu bieten hat.

Knapp und knapper:

Men vs. Mech: The Final Battle!


Miremarsh (Room 17 Games; Unterstützbar bis 30.07.)


Einstiegshürde: 45 £

Spieleranzahl: 1 – 5

Kurz und knapp:

Wenn uns Jahre des Fantasy-Studiums eines gelehrt haben, dann sicherlich, dass der Begriff "Goblin" in den meisten Fällen ein Synonym für "kleine, entbehrliche Arbeitskraft" ist. Auch in "Miremarsh" ist den von euch gesteuerten Goblincharakteren mit hoher Wahrscheinlichkeit kein allzu langes Leben beschieden, schließlich befindet sich ihre Ausgangsbasis mitten in einem fallen- und monstergespicktem Sumpf. Von dort aus planen die gehässigen Gesellen allerlei Böserei, wie das Erlegen des letzten lebenden Einhorns oder das Stehlen eines Babys, um eines Tages zum König der Goblins aufzusteigen und endlich diejenige Wertschätzung zu erhalten, die ihnen zusteht. Leider ist bereits der Weg zu den Questzielen kein Krötenschlecken, geschweige denn ihre Erfüllung. Ihr erinnert euch: Sumpf, Fallen, Monster! Und die übersteht nun einmal nur, wer sich die richtige Ausrüstung zusammensammelt, die passenden Symbole erwürfelt und weiß, wann man es auch einfach mal gut sein lassen sollte mit dem Vorpreschen in unbekannte Gefilde. Zu viel Zeit solltet ihr aber ebenfalls nicht im unwirtlichen Sumpf verbringen, denn wem die Verpflegung ausgeht, der braucht keine Monster und Fallgruben, um hops zu gehen. Gewonnen hat, wer zuerst alle Aufgaben eines Questplättchens erledigt hat oder letzter überlegende Goblin auf dem Spielfeld ist. Wie wird man eigentlich König, so ganz ohne Untertanen?

Knapp und knapper:

Hörst du mich Gefahr, ich lach' dir ins Gesicht. Ha ha ha ha!



Overturn: Rising Sands (Foxtale Studios; Unterstützbar bis 19.07.)


Einstiegshürde: 117 CA$ ~ 76 €

Spieleranzahl: 1 – 6

Kurz und knapp:

Ihr vermisst das monatliche, bis zum bersten mit Miniaturen gefüllte CMON-Spiel? Keine Angst! Denn auch wenn es noch ein wenig hin ist bis zum nächsten CMON-Millionen-Projekt, dann hält der Juli doch eine mehr als annehmbare Alternative von den Foxtale Studios für euch bereit: Overturn – Rising Sands ist ein in der orientalischen Folklore angesiedelter, teil-kooperativer Action-Dice-Chucker, der in seiner Grundversion nicht nur 70 hoch detaillierte Miniaturen enthält, sondern zudem auch etwa 30 Teile "Terrain", wie z.B. Wachtürme, Hütten und Palmen. Teil-kooperativ ist das Spiel, da die einzelnen Charaktere zwar eigene "Versionen" der Geschichte verfolgen, das große Endziel bei Overturn jedoch stets darin besteht, den finalen Boss des jeweiligen Szenarios in den Staub zu treten. Der zeigt sich aber natürlich, wie jeder gute Superschurke, erst dann, wenn eine Reihe kleinerer Bosse besiegt wurde. Die und ihre Untergebenen werden wiederum, ähnlich wie die Spielercharaktere, im Verlauf einer Partie zunehmend stärker, insbesondere wenn sie Kollateralschäden an den über die Karte verteilten NPCs verursachen. Einzigartiges Szenario, tolle Illustrationen, tolle Miniaturen und eine beachtliche Zahl verfügbarer Add-Ons und möglicher Zusatzkäufe: Leert schon mal den Sparstrumpf!

Knapp und knapper:

Geschichten von Tausendundeiner Miniatur.

*Update:

Inzwischen wurde die Kampagne zu Overturn: Rising Sands von Kickstarter eingestellt. Grund dürften die im Verlauf der Finanzierung von engagierten Backern herausgestellten Unstimmigkeiten, Irreführungen und das Ausbleiben relevanter Informationen sein. Ob die Täuschungen von den Initiatoren bewusst oder unbewusst vorgenommen wurden, ist bislang unklar.

Gorus Maximus (Inside Up games; Unterstützbar bis 12.07.)


Einstiegshürde: 19 CA$ ~ 12 € (Base Game) / 25 CA$ ~ 16 € (Premium Edition)

Spieleranzahl: 1 – 8

Kurz und knapp:

Ihr mögt Stichspiele, sie enthalten euch aber in den meisten Fällen einfach zu wenig Blut und Gedärm? Überraschung, Inside Up Games, das Studio hinter Summit, fühlt allem Anschein nach ähnlich und das bedeutet, bei Gorus Maximus ist der Name volles Programm: Während optisch grausame Gladiatorenkämpfe bis zum blutigen Tod das Bild bestimmen, könnte man das Spielprinzip auf der anderen Seite als Klassiker mit modernem Twist bezeichnen: Wie üblich sticht immer die höchste Karte einer angespielten Farbe, jedoch kann bei GM die Trumpffarbe während einer Runde verändert werden, indem von einem zugebenden Spieler eine andersfarbige Karte mit gleichem Wert gespielt wird. Die so erhaltene, neue Trumpffarbe bleibt auch für die kommenden Runden erhalten, sowie sie nicht in der zuvor beschriebenen Art und Weise wiederum geändert wird. Die Punkte, die durch einen gewonnenen Stich erzielt werden, werden schließlich durch einen auf den Karten angegebenem "Crowd Favour"-Wert bestimmt, der einen Bereich von + 5 bis – 4 abdeckt. Nur wer zuerst drei vollständige Durchgängen für sich entscheiden und die Gunst des Publikums (d.h. die meisten Punkte) erringen konnte, wird die Arena am Ende siegreich (und lebend) verlassen!

Knapp und knapper:

Ach, darum nennt man es also Stich-Spiel!


Dominations (Holy Grail Games; Unterstützbar bis 26.07.)


Einstiegshürde: 45 €

Spieleranzahl: 2 – 4

Kurz und knapp:

Holy Grail Games, das französische Studio, das uns bereits vor einigen Monaten mit dem hervorragend illustrierten Museum zu verzücken wusste, bringt uns in diesem Monat das sicherlich außergewöhnlichste Spiel unserer illustren Vorstellungsrunde: Dominations ist ein dominobasiertes Zivilisationsspiel. Jep, richtig gehört, ein dominobasiertes Zivilisationsspiel. Und das bedeutet, dass die Spieler, um dem eigene Reich zur Größe zu verhelfen, hier im Verlaufe der Partie dreieckige "Domino-Teile" angrenzend an bereits ausliegende Plättchen anfügen und so, abhängig von den auf den Ecken der Plättchen befindlichen Farben "Wissenspunkte" in den unterschiedlichen Kategorien "Handwerkskunst", "Handel", "Kunst", "Wissenschaft", "Regierung" und "Religion" erhalten. Mit diesen können wiederum Städte und Monumente auf dem Spielplan errichtet werden, um Boni freizuschalten, oder Fähigkeitskarten entwickelt werden, die (ebenfalls abhängig von ihren aufgedruckten farbigen Verbindungen) an den eigenen Zivilisationsbaum angelegt werden können und – richtig platziert – am Ende des Spiels eine Vielzahl an Siegespunkten versprechen. Zwar ist Dominations optisch recht abstrakt geraten, dafür glänzt es mit einer erfrischenden Farbigkeit und absoluter Freiheit beim Errichten eurer eigenen, großen Nation! Unbedingt im Auge behalten!

Knapp und knapper:

Dieses Dreieck wird den Handel in unserem Land ordentlich ankurbeln!


So Long, My World (Axis Mundi; Unterstützbar bis 10.07.)


Einstiegshürde: 30 €

Spieleranzahl: 1 – 5

Kurz und knapp:

So Long, My World von Axis Mundi ist ein kleines melancholisches Kunstwerk. Das Thema, ebenso düster, wie bedrückend: Die Welt geht zu Grunde. Ohne Katastrophen, ohne Explosionen, Killerroboter, Viren oder Aliens. Die Gründe liegen im Dunkeln, sicher ist jedoch, dass die Erde in wenigen Stunden schlicht aufhören wird zu existieren. Die Spieler sind nun damit konfrontiert ihre letzten verbleibenden Stunden ihres Lebens mit Inhalt zu füllen. Die verfügbaren Aktionen (Visionen), die von den Spielern jede Runde gewählt werden, sind dabei zumeist mit einem von fünf verschiedenen Gefühlen verbunden (Hoffnung, Nostalgie, Resignation, Verzweiflung und Wahnsinn), die in Karma-Punkten gesammelt und für "Überbleibsel"-Karten ausgegeben werden können. Je mehr sich die Spieler im Verlaufe der Partie einem bestimmten Gefühl verschreiben, umso mehr Punkte erhalten sie am Ende des Spiels für diese zusammengehörigen "Sets". Unterstützt wird die Stimmung des Spiels dabei nicht nur von stilvollen und außergewöhnlichen schwarz-weißen Tinten-Illustrationen, sondern auch von einer beachtlichen Menge an Flavor-Text und beklemmender Backstory. Auch wenn unklar ist, wie schnell sich das Thema letztlich bei mehrmaligem Spielen "abnutzen" könnte und ob die Mechanik alleine den heutigen hohen Ansprüchen gerecht werden, so ist So Long, My World durch zumindest ein mutiges Projekt über die Tiefen der menschlichen Seele, von denen es durchaus mehr geben könnte.

Knapp und knapper:

Schwarz-Weiß, die einzig richtige Farbwahl für das Ende der Welt.


Highlight des Monats



Tang Garden (ThunderGryph Games; Unterstützbar bis 10.07.)


Einstiegshürde: 45 €

Spieleranzahl: 1 – 4

Kurz und knapp:

ThunderGryph Games, bislang eher Experten für kleine bis mittelgroße Spiele, verzaubern uns im Juli mit einem wahren Schmuckstück: Tang Garden ist ein optisch eindrucksvolles Spiel über das goldene Zeitalter der chinesischen Gartenkunst, dessen Tischpräsenz seinesgleichen sucht. Während das Spiel recht unspektakulär auf einem weißen Spielbrett beginnt, so verwandelt sich die Spielfläche im Laufe der Partie zu einem farbenfrohen Gesamtkunstwerk: Bäume werden gepflanzt, Pavillions und Brücken errichtet, Teiche und Seen werden mit Seerosen und Koi bevölkert. Sicherlich, in den Adern von Tang Garden fließt das Blut eines abstrakten Plättchen-Lege- und Set-Collection-Spiels, aber wie oft wurde ein eher abstraktes Spiel bislang schon derart wunderschön illustriert und mit leuchtend-bunten Panoramen und 3D-Objekten ausgestattet? Dabei bleibt TG, trotz des vielfältigen Materials, stets simpel: Jede Runde haben die Spieler die Auswahl entweder ein Plättchen zu legen und somit den Garten zu erweitern oder eine Dekoration für den Garten zu erwerben. Das Sammeln von verschiedenen bzw. gleichartigen Dekorationen sichert euch dabei Siegpunkte am Ende des Spiels, das Platzierten von Gartenplättchen Münzen und Punkte auf einer von drei Leisten, durch deren Voranschreiten die Möglichkeit zusätzliche Besucher für euren Garten zu erhalten freigeschaltet wird. Diese verleihen euch wiederum nicht nur Spezialfähigkeiten, sondern können (verbunden mit dem Verlust der Fähigkeit) auch im Garten selbst platziert werden, um am Ende des Spiels zusätzliche Siegpunkte zu generieren. Wer 20 € mehr in das Spiel investiert darf sich zudem über eine "Ghost Stories" betitelte Erweiterung freuen, die das Spiel unter anderem um einen Fuchsgeist als zusätzlichen Besucher für euren Garten ergänzt. Verbunden mit der gewohnt hohen ThunderGryph-Qualität lässt sich Tang Garden wohl nur mit den Worten "Bloß nicht verpassen!" zusammenfassen!

Knapp und knapper:

Bloß nicht verpassen!

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