Montag, 6. August 2018

Kickstarter Update - August '18















Ein kleiner Exkurs zum aktuellen Stand der Brettspielewelt


Anfang August 2018: Der Irrsinn tobt im Spieleland – Kaum ist der eine Skandal (s. Das "Overturn: Rising Sands" – Debakel; Quelle: Kotaku) überstanden, da tritt auch schon das nächste Skandälchen ins Rampenlicht:

Diesmal geht es um die Abstimmung zum "Deutschen Spielepreis" und einen (mehr oder minder) bewusst herbeigeführten Manipulationsversuch durch einen deutschen Youtuber. Der hatte bereitwilligen Followern Promokarten in Aussicht gestellt, wenn sie ihre Stimme für das Spiel "Klong!" (erschienen beim Schwerkraftverlag) abgeben und dem Spiel damit letztlich zum Sieg verhelfen würden. Wie die meisten von uns wissen: Wenn etwas aussieht, riecht und schmeckt wie ein Fisch, dann ist es zumeist auch einer und natürlich wusste weder der Schwerkraftverlag von diesem einseitig gebauten Luftschloss, noch konnte man die Jury des "Deutschen Spielepreises" allzu begeistert von diesem irrigen Aufruf nennen. Konsequenterweise wurde deshalb auch die Abstimmung für den "Deutschen Spielepreis" eine Woche früher als beabsichtigt beendet, um weiteren Verzerrungen des Ergebnisses vorzubeugen.

Offen bleibt, was wir als Kickstarter- und Brettspiel-Community aus diesen Sommernachtsaffären mitnehmen sollten.

Vielleicht, ganz banal und vorsichtig formuliert, dass in einem Hobby, das zu einem beträchtlichen Teil lebt und wächst durch eine engagierte Gemeinschaft, durch die Unterstützung und den Einsatz von Fans und vor allen Dingen durch Leidenschaft; – dass in einem Hobby, das aber auch angetrieben wird von einer (zum Teil unreflektierten) Begeisterung für das Neue, für Raritäten und eine allgegenwärtige Angst "das nächste große Ding" zu verpassen, individuelle Fehltritte nun mal nicht ausbleiben – ganz gleich an welchem Ende der Nahrungskette sie stattfinden. Genauso wenig wie eine zugleich mit der Größe des Hobbys wachsende Anzahl an Menschen, die aus eben diesen Punkten (Leidenschaft, Begeisterung, Angst) versuchen werden, auch mit unlauteren Mitteln Profit zu schlagen.

Die Lehre, die wir daraus ziehen können? Möglicherweise, dass je größer eine Community und die Monetarisierung ihres gemeinsamen Interesses wird, desto eher ein reger gemeinsamer Informationsaustausch unter den Mitglieder dieser Gemeinschaft erforderlich und, eigentlich noch wesentlich relevanter, in bestimmten Situationen mehr als eine kleine Portion Skepsis angebracht ist.

Eine Lehre, von der ich mich natürlich auch selbst keineswegs ausnehmen kann oder will; schließlich handelt der Großteil dieses Blogs von meiner eigenen Begeisterung für "das Neue"!

Aus diesem Grund habe ich beschlossen als ersten Schritt, den Informationsbereich vor den jeweiligen Kurzbeschreibungen ein weiteres Mal zu erweitern und zumindest kurz auf zwei weitere "Qualitätsmerkmale" einer Kickstarter-Kampagne hinzuweisen: Auf bereits zuvor erfolgreich finanzierte Projekte der Kampagnen-Ersteller sowie auf das Vorhandensein von vertrauenswürdigen (Film-)Previews. Natürlich kann und soll das niemanden davon entbinden, vor dem beherzten-euphorischen Einstieg selbst einmal einen skeptischen Blick auf die Projektseite zu werfen, bevor er/sie den "Diese Belohnung wählen"-Button klickt. Schließlich macht am Ende nur selber denken wirklich klug!

(Bedenkt vor allem, dass insbesondere kleinere, unbekanntere Projekte oftmals von einem "Vertrauensvorschuss" leben und nur so überhaupt möglich werden!)

Mit diesem Wort zum Sonntag nun also auf zum neuesten Ableger unserer Kickstarter-Highlights im August!



Incoming Transmission (Unterstützbar bis 11.08.)


Ersteller: Magic Meeple Games

Erfolgreich finanziert: u.a. Fire of Eidolon; Darkrock Ventures; Overworld

Previews verfügbar: Ja

Spieleranzahl: 2 – 5

Einstiegshürde: 24 US$


Kurz und knapp:

Wenn ihr auf der Suche nach einem Spiel seid, das einerseits das Potential besitzt ausufernde, vorwurfsvolle Post-Game Diskussionen zu generieren und euch andererseits langsam und zielsicher in die pure Verzweiflung zu treiben, dann herzlich willkommen bei Incoming Transmission, eurem neuen 10 - 30 minütigen kooperativen Sci-Fi-Deduktionsspiel! Dreh- und Angelpunkt von IT ist die Unterteilung der Spieler in eine "Mission Control"- (einzelner Spieler) und eine Kadetten-Seite (verbleibende Spieleranzahl), zwischen denen mündliche Absprachen strengstens verboten sind. Stattdessen erhalten die Kadetten in jeder Runde eine von "Mission Control" im Voraus selektierte und anschließend gemischte Auswahl an Kommando-Karten, die ihnen anzeigt, welche Aktionen sie in dieser Runde auf dem modularen Spielfeld zu absolvieren haben. (z.B. nach Norden, Osten, Süden oder Westen laufen, Gegenstände aufsammeln, absetzen oder reparieren.) Dumm nur, dass durch die schlechte Übertragungsqualität (d.h. durch das Mischen der Karten) die beabsichtigte Reihenfolge der Aktionen verloren gegangen ist. Und die gilt es nun dringendst wieder richtig herzustellen, um rechtzeitig drei notwendigen Reparaturen auszuführen bzw. Vorkehrungen zu treffen und eure Raumstation vor dem Totalausfall zu bewahren.

Auch wenn die 16-Bit-Optik des Spiels (und der Verpackung) nicht jedem schmecken dürfte, so ist doch zumindest bemerkenswert, wie konsequent Magic Meeple Games auch mit Incomming Transmission ihrem bisherigen Stil treu bleiben und es zugleich schaffen auch noch eine paar nette Super-Metroid-Vibes zu generieren, die wohlig an der Nostalgie-Rille eures 80s/90s-Kids-Hirns kratzen. Dope!

Knapp und knapper:

Lost in Transmission.



Terrors of London (Unterstützbar bis 20.08.)


Ersteller: Kolossal Mikro (Kolosal Games)

Erfolgreich finanziert: u.a. Western Legends; Kami-sama; Eclipse: Second Dawn for the Galaxy

Previews verfügbar: Ja

Spieleranzahl: 2 (- 4 [Deluxe Edition])

Einstiegshürde: 18 US$ (Basic Edition) / 39 US$ (Deluxe Edition)


Kurz und knapp:

In Terrors of London verschlägt es euch als Oberschrecken und Bossungeheuer einer Gruppe dunkler Schreckensgestalten einmal mehr in die Monster-Wahlheimat Nummer 1. Weil die Mieten für dunkle Ecken in London aber allmählich kaum mehr bezahlbar sind, macht ihr euch drauf und dran eure Business-Konkurrenten ein für allemal auszuschalten und den so frei werdenden Wohnraum für eure eigenen Akolythen zu beschlagnahmen. Soweit meine Vermutung. Keinen Schimmer, was die eigentliche Story des Spiels ist. Sicher ist nur, dass ihr in ToL als Overlord einem anderen Overlord in bester 1-on-1-Deck-Building-Manier á la Star Realms mächtig auf die Mütze gebt! Und wie in einem Deck-Builder üblich, lässt es sich am besten mützen, indem man das eigene Deck Runde um Runde geschickt erweitert, indem man, wie im Falle von ToL, neue Anhänger rekrutiert und Relikte erwirbt, um schließlich mächtige Angriffs-Combos des Todes zu entfesseln. Aufgefrischt wird das "klassische" Spielprinzip von ToL besonders durch die einzigartigen Fähigkeiten der Overlords, eine unterschiedliche Lebenspunkteanzahl zu Spielstart, sowie den sog. "Horden"-Mechanismus, der es euch erlaubt, durch das Aneinanderreihen von miteinander kompatiblen Monsterkarten zusätzliche Boni während eures Zuges zu generieren.

Das Artwork von Terrors of London lässt sich wohl am ehesten als Comic-Cel-Shading beschreiben, weshalb viele der Illustrationen wirken, als hätte man einen harten Photoshop-Comic-Filter über die Bilder gelegt. Nicht ganz mein Ding, aber immerhin keine "Flying Frog Productions"!

Knapp und knapper:

Monster Realms: London Edition.



Moonshiners of the Apocalypse (Unterstützbar bis 23.08.)


Ersteller: 2fat2fly

Erfolgreich finanziert: Erstes Projekt

Previews verfügbar: Ja

Spieleranzahl: 1 – 4

Einstiegshürde: 59 US$ (Standard Edition); 69 US$ (Deluxe Edition)


Kurz und knapp:

Eigen. Schrullig, verschroben oder "damn quirky". Alles Worte, die angebracht sind, wenn man über Moonshiners of the Apocalypse sprechen möchte. Fangen wir doch so an: In MOTA übernehmt ihr die Rolle eines lokalen "Helden" (ein Begriff der in diesem Zusammenhang jedoch noch zu Debatte stehen wird) in der heruntergekommenen Stadt "Shanty Town". Nachdem dort, vermutlich von einer Art Glanzkäfer hervorgerufen, die unausweichliche Apokalypse vor der Tür steht, ist es nun eure Aufgabe, eure eigene Haut zu retten. Wie? Natürlich indem ihr aus gesammelten Ressourcen Moonshine herstellt, anschließend ordentlich Kohle mit dem hochprozentigen Zeug scheffelt und am Ende den einzigen verfügbaren Platz im Rettungs-Heißluftballon abstaubt. Klingt nach nem validen Plan? Dann müsst ihr euch ja nur noch vor den in der Gegend verstreuten Trunkenbolden in Acht nehmen, die euch nachts ordentlich Probleme bereiten werden, wenn ihr sich nicht bereits während des Tages unter den Tisch getrunken habt. (Kein Scherz.) Auf mechanischer Seite erwartet euch bei Moonshiners of the Apocalypse eine bunte Mischung aus Ressourcen-Managment, Area-Control und Würfelkämpfen, die möglicherweise ein wenig zu stark auf Glückselemente setzt, aber hey, wer erwartet denn auch bitte in einem Spiel über Schnaps alles bis ins Detail planen zu können?

Auf der optischen Seite lässt sich über Moonshiners Comic-Stil sicherlich kaum meckern. Insbesondere die eher bodenständigeren Illustrationen auf den "Terrain"-Plättchen sehen fantastisch aus. In der Deluxe-Variante besticht das Spiel zudem durch spezielle Mais- und Moonshine-Holzmarker, die ordentlich was hermachen. Bleibt nur zu hoffen, dass das Spiel auch in der fertigen Version hält, was es verspricht.

Knapp und knapper:

Apokalypse booze!



Pumpkin Patch: Bad Seeds (Unterstützbar bis 10.08.)


Ersteller: Brouhaha Games

Erfolgreich finanziert: Erstes Projekt

Previews verfügbar: Ja

Spieleranzahl: 1 – 3

Einstiegshürde: 9 US$


Kurz und knapp:

Weiter geht es mit Pumpkin Patch: Bad Seeds, einem kleinen, kompakten Kartenspiel über ein unheimliches Fleckchen Land voller schauriger Kürbisgewächse. Dort pflanzt ihr in jeder Runde zusammen mit euren Mitspielern neue Kürbisarten (in nummerisch aufsteigender Reihenfolge) über bereits vorhandene Kürbiskarten, oder erstellt mit "Seedling"-Karten neue Anbauflächen. Ziel ist es, je nach Kartentyp zumeist zusammenhängende Flächen gleicher Kürbisarten oder auch nummerisch aufsteigende Reihen zu erstellen, um möglichst viele Siegpunkte zu generieren. Besonders hohe Kartenwerte können dabei auch mal für sich alleine gepflanzt viele Punkte aufs eigene Konto befördern, zumindest dann, wenn eure Mitspieler euch nicht gerade mit strategisch gut platzierten Krähen das Ausspielen einer besonders einträglichen Karte verderben. Beendet wird das Spiel durch das Pflanzen des wahrhaft eindrucksvollen Cinderella-Kürbises und gewonnen hat, wer die meisten Siegpunkte ergärtnern konnte!

Pumpkin Patch: Bad Seeds ist, obgleich es nur aus einer Handvoll verschiedener Illustrationen besteht, ein optisch großartiges Spiel. Die Ausgestaltung der verschiedenen Kürbisarten ist gerade eigenartig und wundersam genug, um das Spiel perfekt für jede Familien-Halloween-Party zu machen!

Knapp und knapper:

Bist du's, Jack?



Run, Fight, or Die: Reloaded (Unterstützbar bis 21.08.)


Ersteller: Grey Fox Games

Erfolgreich finanziert: u.a. Deception: Murder in Hong Kong; Champions of Midgard

Previews verfügbar: Ja (zur vorherigen Version)

Spieleranzahl: 1 – 6

Einstiegshürde: 49 US$ (Base Game); 59 US$ (Base Game + Expansion)


Kurz und knapp:

Grey Fox Games bringt uns im August mit Run, Fight, Die: Reloaded einen alten Bekannten zurück, der nun in einem neuen Gewand auftreten darf. Überarbeitetes Artwork, überarbeitete Zombie-Miniaturen und verbesserte Regeln verleihen dem eher simplen Würfel-Spiel einen (meiner Meinung nach) nun etwas familienfreundlicheren Look, wodurch das Spiel in derartigen altersgemischten Zusammenhängen und Umgebungen nun ein wenig leichter auf den Tisch zu bringen sein dürfte. Freunde von King of Tokyo bzw. King of New York, werden sich bei Run, Fight, oder Die! sofort zuhause fühlen: In Spielerreihenfolge würfeln die Spieler jeweils sechs (Custom-)Würfel, entscheiden dann, welche der Würfelergebnisse sie behalten und welche sie bis zu zwei weitere Mal neu auswürfeln möchten. Anschließend wird das Endergebnis je nach erwürfelten Symbolen verwertet, um etwa Zombies zu eliminieren, Beute und Gefährten zu erhalten oder auch, um neue Orte zu erkunden. Dabei gilt es stets, ein Auge auf dem eigenen Spielerboard zu behalten, denn mit der Zeit erscheinen dort immer mehr der fiesen Schlurf-Wichte, die euch mit jeder vergangenen Runde auch noch zielstrebig näher kommen. Könnt ihr sie nicht rechtzeitig ausschalten, dann büßt ihr wertvolle Gesundheit ein oder werdet ihr im schlimmsten Falle gleich ganz zum schmackhaften Untoten-Snack für Zwischendurch. Positiv festzuhalten ist, dass RfoD im Vergleich zu King of Tokyo schon dann ein Ende findet, wenn auch nur ein einzelner Spieler alle seine Lebenspunkte verloren hat, wodurch für einzelne Spieler mit besonders viel Würfelpech zumindest keine langen Wartezeiten auftreten.

Im direkten Vergleich mit der Vorgängerversion fällt auf, dass die überarbeitete Version von RfoD ein ganzes Stück "blutleerer" und comichafter als die alte Version auftritt. Auch den Zombie-Miniaturen sind nun ein Stück weit weniger "gruselig" und stärker überzeichnet, gut möglich, dass der neue Stil bei einigen Fans der ersten Edition deshalb auf Gegenwehr stoßen könnte. (Trotzdem, aus persönlicher Sicht, eine gute Änderung!)

Knapp und knapper:

Zombie Carnage: Family Time!



Trogdor!! – The Board Game (Unterstützbar bis 16.08.)


Ersteller: Homestar Runner

Erfolgreich finanziert: Erstes Projekt

Previews verfügbar: Nein

Spieleranzahl: 2 – 6

Einstiegshürde: 40 US$


Kurz und knapp:

Im Vorfeld ein kleiner Hinweis: Falls ihr euch gleich dazu entschließen solltet, die Kickstarterseite zu Trogdor!! zu öffnen, euch dann über die unverhältnismäßige hoch erscheinende Unterstützung wundert und anschließend fragt, ob ihr diesen einarmigen Drachen, dem der Begriff "Leg Day" offensichtlich nicht vertraut ist, kennen müsstet, dann lasst euch hiermit beruhigen: Nö, nicht wirklich. Im Gegensatz zu den über 15 000 Unterstützern war auch mir "Trogdor the Burninator" bislang kein Begriff, auch wenn die zugehörige Flash-Cartoon-Serie um Homestar Runner und Strong Bad augenscheinlich zahlreiche Fans aufweisen kann. Im kooperativen Area-Control-Puzzler Trogdor!! übernehmt ihr und bis zu 5 Freunde nun die Rolle der "Keepers of Trogdor", die dem titelgebenden Drachen nicht nur ihr Leben verschrieben haben, sondern ihm bei seiner Aufgabe, die vollständige "Burnination" herbeizuführen, auch tatkräftig unter den Arm greifen. Und so verwendet ihr Runde für Runde eure Aktionspunkte, um Trogdor über das aus 5 x 5 Feldern bestehende Spielfeld zu manövrieren, bzw. um ihm beim Verbrennen von Landstrichen, Verschlingen von Bauern und dem Vermeiden von lästigen Rittern oder Bogenschützen zu unterstützen.

Optisches Highlight von Trogdor!! sind sicherlich die bedruckten, speziell angefertigten Holzmeeple, alles andere wird vermutlich nur Fans der Flash-Animationen von Hocker reißen.

Knapp und knapper:

Give the fans, what they want!



One Night Ultimat Super Villains (Unterstützbar bis 29.08.)


Ersteller: Bezier Games

Erfolgreich finanziert: u.a. One Night Ultimate Werewolf; One Night Ultimate Vampire

Previews verfügbar: Ja

Spieleranzahl: 3 – 10

Einstiegshürde: 25 US$


Kurz und knapp:

One Night Ultimate Supervillains ist die nächste Iteration der beliebten sozialen Deduktionsspielereihe "One Night Ultimate" (Werewolf, Vampire, Alien, etc.), die in dieser Version sogar noch familienfreundlicher als bislang angelegt wird, da bei ONUSV vollständig auf Spielereliminierung verzichtet wird. Das Spiel selbst besteht aus nur wenigen Schritten: Zunächst erhält jeder Spieler eine der 16 verfügbaren Rollen, drei weitere Karten werden in die Mitte des Tisches gelegt. Als nächstes schließen alle Spieler ihre Augen und führen dann in einer bestimmten Reihenfolge (in diesem Falle ohne Moderator, statt dessen von einer Begleit-App gesteuert) ihre jeweiligen Spezialfähigkeiten aus. Anschließend öffnen alle Teilnehmer wieder ihre Augen und beginnen zu diskutieren, was während der vergangenen Nacht-Phase geschehen ist bzw. wer die Rolle der gesuchten Superschurken inne hat. Nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne zeigt jeder Spieler dann auf denjenigen Mitspieler, hinter dem er bzw. sie den/die Bösewicht/e vermutet. Erhält ein Superschurke die meisten Votes, so gewinnen die Superhelden, anderenfalls die Schurken. Natürlich nur, falls der verrückte Wissenschaftler, dessen Ziel es ist, gefangen zu werden, nicht alle aufs Glatteis geführt und selbst die meisten Stimmen erhalten hat!

Für's Auge gibt's ein paar nette Kartenillustrationen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Knapp und knapper:

One Night Neverending Story



Call to Adventure (Unterstützbar bis 13.08.)


Ersteller: Brotherwise Games

Erfolgreich finanziert: u.a. Boss Monster; Boss Monster: The Next Level

Previews verfügbar: Nein

Spieleranzahl: 2 – 4

Einstiegshürde: 40 US$ (Base Game); 55 US$ (Base Game + Expansion)


Kurz und knapp:

Während Roll Player euch vor einiger Zeit die Gelegenheit bot, im Spielverlauf euren eigenen Rollenspielcharakter zu erstellen, so verfolgt Call to Adventure von Brotherwise Games ein nicht unähnliches, aber dennoch leicht anderes Ziel. Denn hier dreht sich alles um die vielzähligen Abenteuer die euer Charakter während seiner Heldenzeit erlebt! Vergleichbar mit Roll Players Klassen-, Hintergrund- und Gesinnungssystem, beginnt ihr in Call to Adventure mit einer Hintergrund-, einer Motivations- und einer Schicksalskarten, die die Grundcharakteristika eures Helden festlegen. Wie ihr von diesem Punkt an euren Helden (oder auch Anti-Helden) durch das Hinzufügen neuer Karten gestaltet und seine Legende schmiedet, hängt ganz von euren Entscheidungen ab – und ein wenig davon, ob euch die Runen gewogen sind, die CtA anstelle von Würfel verwendet. Aber bedenkt: Wer sich zu oft zu dunklen Taten verleiten lässt, der verliert die Möglichkeit "Heldenkarten" zu spielen (und vice versa). Wer nun immer noch nicht von Call to Adventure überzeugt ist, der lässt sich vielleicht von der ersten Erweiterung umstimmen, die dem Spiel neue Herausforderungen, Schicksale und Mechaniken hinzufügt, die auf Patrick Rothfuss' Königsmörder-Chronik basieren. Nette Idee.

Auf der "Ist-es-hübsch-Seite": Klares Artdesign, wertiges High-Fantasy-Artwork und außergewöhnliche Plastikrunen: Call to Adventure ist eine wahre Freude für Augen! (Mit der Möglichkeit letzten Endes ein wenig generisch zu wirken.)

Knapp und knapper:

Rune Player.



Era of Kingdoms (Unterstützbar bis 16.08.)


Ersteller: Michael Erisman

Erfolgreich finanziert: Erstes Projekt

Previews verfügbar: Ja

Spieleranzahl: 1 – 4

Einstiegshürde: 30 US$


Kurz und knapp:

Apropos generisch! Auf den ersten Blick mag Era of Kingdoms wie ein weiteres typisches "Medieval Europe"-Spiel wirken. Und möglicherweise ist es das auch! Interessant ist dafür die Entscheidung, das eigentlich ausschließlich aus Karten bestehende Spiel zusätzlich mit Spielerboards zu versehen, die von euch erfordern, alle euch zur Verfügung stehenden 8 Spielfelder optimal zu nutzen, um euer mittelalterliches Königreich zur Blüte zu führen. Die Basisgebäude eurer Stadt können dabei immer nur auf freien Flächen gebaut werden oder bestehende Gebäude ersetzen, höherstufige Bauten hingegen müssen auf bereits bestehenden Basis-Gebäuden errichtet werden und bieten dem zusätzlichen Aufwand entsprechend auch einen wesentlich höheren Ressourcenausstoß. Personen- und Eventkarten bringen zusätzliche Würze und Interaktion ins Spiel, das sich am ehesten als Tableau-Building-Spiel verstehen dürfte, in dem ihr versucht eine möglichst effiziente Ressourcen- / Gebäude-Maschinerie zu errichten. Gut oder schlecht? Wirklich schwer einzuschätzen.

Anmerkungen für ästhetisch anspruchsvolle Spieler: So wenig spannend die Personen- und Eventkarten des Spiels wirken, umso besser gefallen mir hier die Illustrationen der Land- und Gebäudekarten, die eine Art mittelalterliche Comic-Romantik beschwören sowie die "Intermediate"-Karten, die an die christliche Kunst des 15. Jahrhunderts angelehnt zu sein scheinen. Ein wilder Mix, der hier jedoch ausgezeichnet funktioniert. Daumen hoch!

Knapp und knapper:

Call me "Medieval". Just "Medieval".


Highlight des Monats




Escape Plan (Unterstützbar bis 10.08.)


Ersteller: Eagle-Gryphon Games

Erfolgreich finanziert: u.a. Through the Ages; Lisboa; Loop, Inc.

Previews verfügbar: Ja

Spieleranzahl: 1 – 5

Einstiegshürde: 79 US$


Kurz und knapp:

Vital Lacerda, das kann man sicherlich ohne Übertreibung sagen, ist einer der wenigen Ausnahmedesigner unserer Zeit, die im Laufe ihrer Karriere geradezu synonym mit einer bestimmten Art von Spiel geworden ist: In seinem Fall, mit dem komplexen "medium to heavy weight eurogame". Wenn also Vital Lacerda sein neuestes Projekt auf Kickstarter präsentiert dann... nun, dann haben wir mit hoher Wahrscheinlichkeit ein potentielles Highlight des Monats vor uns. Insbesondere dann, wenn dieses Projekt zusätzlich auch noch vom genialen Ian O'Toole (Hand of Fate:Ordeals, The Gallerist, Nemo's War) in Szene gesetzt wird. Thematisch wird für ein typisches Eurogame Außergewöhnliches geboten: Nach einem geglückten Banküberfall genießt ihr und eure Kollegen euer unbeschwertes Gangsterleben, bis der Polizei plötzlich ein Durchbruch in eurem Fall gelingt. Schon sitzt euch eine Spezialeinheit im Nacken und die Stadt ist kurz davor abgeriegelt zu werden. Nach einigen unbequemen Anschuldigungen und einem unschönen Streit mit euren Kompagnons seid ihr nun auf euch allein gestellt, um euch möglichst viel eures bereits in diverse "Geschäfte" investiertes Geld wiederzubeschaffen und aus der Stadt zu flüchten. Macht euch schon mal bereit, ein paar Gefallen einzufordern... Großartige Ausgangslage also für ein Spiel mit asymmetrischen Zielen, modularem Board, Bestechung, Gangs und bösem Blut, wenn ihr die Pläne eurer Mitspieler vereitelt. Ob Actionmovie und Eurogame tatsächlich zusammenpassen? Escape Plan wird es zeigen!

Wie bereits erwähnt, wird Escape Plan vom fantastischen Ian O'Toole illustriert und das bedeutet, dass überall dort, wo das bunte, aber auch spartanische Artdesign (das vermutlich an einen Stadtplan angelehnt ist) Platz freigibt für Artwork, Großartiges zu erwarten ist.

Knapp und knapper:

Euro Escape: Planned Action.

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